Tradition
Die Tradition des Kischta
Brauchtum des Kischta-Michl-Baum-Aufstellens
Ein Kirchtag ist das jährliche, schon früh weitgehend weltliches Ortsfest anlässlich des Weihtags der Kirche bzw. des Namenstags ihres Schutzheiligen Neben dem christlichen Brauchtum hat sich als uralter Brauch der Kischtamichl erhalten. Dieser ausschließlich im Pustertal praktizierte Brauch sieht das Aufstellen eines Baumes samt Kischtamichl an dessen Spitze vor.Dieser Brauch ist in den ladinischen Nachbardörfern weniger bekannt , so kann angenommen werden, dass er mit größter Wahrscheinlichkeit bajuwarischen Ursprungs ist. Die Herkunft des Namens kann auch nicht eindeutig geklärt werden. Da aber der Kirchtag oft gleichgesetzt wird mit einem Erntedanktag, könnte es sein, dass der Name Michl an den großen ("Michel") Wodan, den Erntegott, erinnert, der an alten Erntebräuchen stark beteiligt war. Eine bedeutende Rolle trägt der Baum des Kischtamichls, der verwandt ist mit dem Maibaum, -einst Lebensbaum der arischen Völker.
Nach altem Brauch fällte eine Burschenschaft zu diesem Anlass heimlich einen Baum im Wald, der kaum hoch genug sein konnte. Mit viel Mühe brachten die jungen Männer ihn dann ins Dorf. Dort wurde er mit einer in Tracht gekleideten, lebensgroßen Strohpuppe - dem Kischtamichl - Gekrönt. Zwei kecke Federn flatterten am Hut, und damit der Michl nicht verhungerte und verdurstete, wurde ihm sinnbildhaft ein Krapfen in die eine und eine Schnapsflasche in die andere Hand mitgegeben. Der Michl war sehr "schneidig" beieinander, denn er sollte sich vor niemanden schämen müssen. Dann begann die schwere Arbeit des Aufstellens; mit viel HAURUCK - Geschrei, viel Kraftaufwand und auch viel Geschick wurde der Michlbaum an einer geeigneten Stelle aufgerichtet.
Nun mussten die Burschen den Baum, den stolz des Dorfes , bewachen, denn die Nachbarn waren darauf aus den Michl zu stehlen und das wäre eine große Schande fürs ganze Dorf gewesen. Deshalb, wehe dem, der es wagte dem Baum zu nahe zu treten. Diese Gelegenheit nutzten die Burschen der Nachbardörfer zu einem anfangs sportlichen Wettkampf. Das freundschaftliche Ranggeln endete aber meist mit großen und auch groben Raufereien. Trotz aller Vorsicht der Wächter, aber in einem ziemlich angetrunkenen Zustand gelang es doch mancherorts den Michl zu stehlen, der dann zum Gespött im Nachbardorf kopfüber auf dem dortigen Kischtamichlbaum aufgehängt wurde. Am Höhepunkt des Kischtas wurde der Baum versteigert, dann gingen die Burschen daran, ihn niederzulassen. Im Mittelpunkt des Lustigen Treibens stand der Michl, mit dem die Burschen bis tief in die Nacht hinein feierten und ihre Späße trieben.